Synthétique: A French Synthwave Compilation [ 1982-2016 ] wendet sich an eine Szene mit Liebhabercharakter und wurde konsequenterweise auf 500 Einheiten limitiert.
Dabei hat man tief in den Archiven gegraben und will den Hörern Seltenes in historisch geordneter Form bieten. Aufgrund der großen Zeitspanne sind Klassiker ebenso an Bord wie spätere Vertreter des synthetischen Klanges, welchem man im französischen Raum einen speziellen und nostalgischen Charme nachsagt.
Und genau dieses Alleinstellungsmerkmal will das 2013 gegründete Label Peripheral Minimal in den Vordergrund rücken. Bewusst kombiniert man bekanntere Vertreter mit doch sehr unbekannten Bands.
Musik für Kenner
Um die großen Hits geht es eigentlich nicht, vieles reflektiert den Tüftlerstatus und den innovativ-analogen Anspruch der Musiker.
Man fühlt sich bei den ersten Nummern in jene aufregende Phase Anfang der 80er Jahre zurückversetzt, in welcher die diebische Freude am neuen elektronischen Klang und den kreierten Sequenzen überwog. Der Ton und der Prozess seiner Erzeugung waren die “Stars”.
Und genau diesen retrospektiven und bisweilen repetitiv inszenierten Reiz versprühen die Beiträge von Philippe Laurent oder Art & Technique zum Auftakt des Samplers.
Das Eigene der französischen Sprache betonen No Unauthorized, es zeigt sich, dass besonders die sparsame Machart ihres Songs die Vocals der Protagonisten verstärkt.
Es folgen bekannte Namen wie End Of Data oder X-Ray Pop, wobei hier schon auffällt, dass die Produktion seinerzeit mitunter recht dünn war.
Einige anschließende Beiträge sind ruhig gehalten [ Atom Crystal ] oder muten fast experimentell an [ ADN’ Ckrystall ].
Das klingt oft kühl und leicht distanziert, dann wieder verspielt und frech. Man muss sich klar sein, dass der eigene Geschmack mit entscheidet, inwieweit man Zugang zu der sehr eigenen Welt dieses Samplers findet, denn extrem viel Monotonie und Distanz kann auch nerven.
Vitale neue Vertreter des Synthwave
Als Highlights entpuppen sich das rhythmische Position von Love In Cage und das wahrhaft faszinierende und verspielte Aliénés von Guerre Froide, dem aktuell wohl bekanntesten Vertreter des Synthwave.
Beides sind Beiträge aus dem aktuellen Jahrtausend. Sie zeigen, dass nach einer Flaute in den 90er Jahren dieses eigenwillige Genre in leicht abgewandelter Form durchaus wieder Fahrt aufgenommen hat. Hier gilt die “damals war alles besser”-Aussage nicht wirklich.
Deutliche Industrial-Einflüsse sind abschließend bei MAD MASKS oder Déficit Budgétaire zu hören. Wobei zweitgenannte Nummer durch die Stimme des Sängers und den gefährlichen Unterton des Vortrags gut ins Ohr geht. Ein mutiger Beitrag, de sich als abseitig-gekonnt beschreiben lässt.
Fazit:Neben der historischen Bedeutung punkten vor allem die Raritäten, die auf dem Sampler zu finden sind, durch ihren exklusiven Charakter. Gelungen die chronologische Anordnung, sie verdeutlicht die Entwicklung dieser eigenwilligen Musik im französischen Raum, der Hörer reist sozusagen mit. Musikalisch ist neben durchaus gewöhnungsbedürftigen Titeln viel Charme und Leidenschaft für den Klang an sich zu vernehmen, wobei auch einige neue Beiträge deutlich überzeugen."
- Klangwelt